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Reisebericht Namibia


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Traumhafte Wüste und Staunen
über «Deutsch Westafrika»


Wir haben nicht schlecht gestaunt, als wir in Namibias Hauptstadt, Windhoek, ankamen. Da gab‘s eine Bahnhofstrasse und die Luisen-Apotheke, deutsche Backsteinhäuser mit Schrägdach und kleinen Erkern... ganz so, als ob wir uns in ein bayrisches Dorf verirrt hätten. Und in den Geschäften wurden wir in blütenreinem Deutsch angesprochen. Der Grund: Namibia war einst ein deutsches Protektorat (so von 1880 bis zum ersten Weltkrieg) und hat aus dieser Zeit noch einiges an Deutschtum bewahrt. Noch immer leben viele Deutsche in den grösseren Zentren des Landes und bestimmen das Geschehen mit.


Auch in Swakopmund, an der Atlantikküste gelegen, ist die Stadt deutsch und weiss – und das, obwohl Namibia seit 1990 eine schwarze Regierung hat. Für die farbige Urbevölkerung hat sich seit der «Befreiung» nur wenig geändert. Das Kapital ist noch immer in Händen der Ausländer, denen die Uranerz- und Diamanten-Minen, die Ländereien und die Villen gehören.


Die grosse Mehrheit der einheimischen Stämme lebt wie zur Zeit der Apartheid in ihren eigenen (Elends)Vierteln, schön abgeschirmt von der heilen Welt der Weissen, die sich wie in Südafrika hinter Stacheldraht, Mauern und elektrischen Zäunen einbunkern. Am besten sieht man die heutige «Rassentrennung» und die primitiven Wellblechhütten der Einheimsichen am Rande der Stadt in der Wüste, wenn man als gestopfter Tourist im Flugzeug der «Pleasure Air» darüber hinweg braust. Die Welt bleibt ungerecht.


Unvergleichliche Landschaft


Natürlich waren wir nicht nach Namibia gereist, um Gerechtigkeit zu finden – so naiv sind wir schon längst nicht mehr. Was uns anzog, waren die Schilderungen über die Namib, die älteste Wüste der Welt, und ihre sagenhaften Dünen mit bis zu 300 Metern Höhe. Das war dann auch das erste Ziel unserer Reise: Sossusvlei.


Von Windhoek aus fuhren wir Richtung Südwest über den Speetshoogte-Pass nach Solitaire und Sesriem und übernachteten in unserer ersten Wüstenlodge «A Little Sossus». Dort konnten wir kaum den nächsten Tag erwarten, denn wir wussten: Morgen früh geht‘s in die sagenhaften Dünen! Eine Stunde vor Sonnenaufgang fuhren wir los, der Nakluft-Nationalpark öffnet seine Tore pünktlich bei Erscheinen der ersten Sonnenstrahlen. Keine Sekunde früher – ob da die deutschen Beamten noch ihr Vermächtnis hinterlassen haben?


Das Frühaufstehen wird reich belohnt: Die mächtigen Dünen zeigen sich in einem einmaligen Licht-Schatten-Spiel (allerdings nur frühmorgens und abends). Zum Glück gibts die Fotografie, denn mit Worten beschreiben lässt sich diese Pracht kaum! Die Dünen sind besteigbar und bieten einen umwerfenden Ausblick. Das gesamte Dünengebiet erstreckt sich über eine Länge von etwa 60 km – also unmöglich, alle Sandhügel zu sehen, geschweige denn zu besteigen. So sucht man sich eben die imposantesten aus. Phänomenal schön! Im Namen Sossusvlei steckt das Wort Vlei, was etwa mit Sumpf übersetzt werden kann. Bei uns waren aber die Vleis keine Sümpfe, sondern salztrockener Boden.


Ein sehr eindrucksvolles Vlei ist auch das Deadsvlei, in dem Hunderte von abgestorbenen Bäumen stehen, nackt und vertrocknet, sehr eindrucksvoll. In der Regenzeit, die etwa im November beginnt, füllen sich dann diese Vleis mit Wasser, sodass mitten in dieser Dünenlandschaft Seen entstehen. Das muss ja herrlich aussehen! Das passiert allerdings nicht jedes Jahr, nur wenn es sehr viel Niederschlag gibt. Letztes Mal soll das 1997 gewesen sein. Tiere sind in dieser Gegend relativ selten, wir trafen aber doch einige Oryx-Antilopen, ein paar Strausse und mehrere Springböcke am Fusse der Dünen.


Die Felsgravuren von Twyfelfontain


Von Sossusvlei gings weiter über Walwisbay und Swakopmund der Skelettküste am Atlantik entlang, grösstenteils auf Naturstrassen, die aus Kalk und Salz bestehen – schön und gut in der Trockenzeit, die ja 9 oder 10 Monate im Jahr dauert, aber wenn dann der Regen kommt, wird die Strasse zum Schleuder-parcours. Das haben wir zum Glück nicht erleben müssen, die Reise war auch so anstrengend genug. Endlose Weite, links und rechts Steppe, Sand, Steine, Büsche und manchmal auch kilometerweit «gar nichts».


In Twyfelfontain besuchten wir die weltberühmten Felsgravuren und Zeichnungen – ein UNESCO-Kulturerbe. Der Name bedeutet «Zweifelhafte Quelle» und bezeichnet den Ort, wo schon vor Jahrtausenden Menschen gelebt haben, die Abbildungen der von ihnen gejagten Tiere hinterlassen haben. Genaue Altersangaben sind unmöglich, da in Stein eingeritzte «Zeichnungen» keine Altersbestimmung zulassen. Im Klartext: Man weiss weder wer die Gravuren gemacht hat, noch wann sie erstellt wurden. Der Zweck hingegen scheint klar zu sein: Bei jedem Tier finden sich auch die entsprechenden Fussabdrücke, was darauf hin deutet, dass die Abbildungen auch zu Lehrzwecken dienten, wobei die erfahrenen Jäger ihrem Nachwuchs Unterricht im Spurenlesen erteilen konnten.


Auf der Suche nach Wüstenelefanten


Nach der endlos lange scheinenden Fahrt der Atlantikküste entlang in Richtung Norden zweigten wir mit unserem Offroader nach Osten ab, und nun kam es noch dicker! Wir verliessen die Strasse und setzten die Fahrt in trockenen Flussbetten weiter. Das war zwar beschwerlich und fordernd (Rücken lässt grüssen!) aber gleichzeitig hoch interessant. Denn diese Flussbetten sind ein sehr beliebter Aufenthaltsort von zahlreichen Tieren. Logisch, denn auch wenn hier in der Trockenzeit kein Wasser fliesst, so stehen doch Bäume und Pflanzen, die als Nahrung dienen. Die Tiere in diesem Gebiet waren allerdings sehr scheu. Meist sahen wir sie nur versteckt in den Büschen oder dann noch von hinten, denn kaum hörten sie das Motorengeräusch unseres Toyota 4x4-Landcruisers, setzten die Springböcke, die Kudus, die Oryx-Antilopen und auch die Giraffen schon zur Flucht an. Verständlich! Denn hier ist kein Schutzpark, und die einheimische Bevölkerung lebt von ihrem Wild, das ist seit Jahrhunderten ihr gutes Recht.


Immerhin bekamen wir bei unserer Flussbettfahrt ein paar der seltenen Wüstenelefanten zu sehen. Elefanten werden hier nur geschossen, wenn sie grossen Schaden anrichten. Das passiert eher selten, und deshalb treten die mächtigen Dickhäuter auch ziemlich selbstbewusst auf und zeigen nur wenig Respekt vor den Menschen. Die Einheimischen, z.B. die Stämme der Damara oder der Herrero, leben heute in so genannten Conservancies. Das ist ein modernes, beschönigendes Wort für den während der Apartheid in Südafrika kreierten und heute zur Schande gewordenen Begriff der «Homelands» (wohin die weissen Herrscher die Eingeborenen verbannten) und klingt etwas besser, ist aber in Tat und Wahrheit kein grosser Fortschritt. Auch bei diesem System weist man («man», das heisst die jetzt schwarze Regierung...) den Menschen ein Gebiet zu und überlässt sie dann dort ihrem Schicksal, während die Steuergelder des Landes und die Einnahmen aus den Minen in die Taschen der ausländischen Investoren und der einheimischen Politiker fliessen. Alles wie gehabt, nur neu (und schwarz) verpackt.


Ethosha Nationalpark


Wer Tiere wirklich sehen und erleben will, der tut das mit Vorteil in einem Nationalpark, denn dort werden sie nicht gejagt und kennen deshalb den Menschen nur von der «guten» Seite. Der grösste Park, der Etosha, war vor dreissig Jahren noch über 100‘000 km2 gross, dann hat man in mehreren Tranchen Land für die Conservancies abgetrennt, wo gejagt werden darf. Heute ist der Etosha noch rund 22‘000 km2 gross, das ist immer noch mehr als die halbe Schweiz – also viel Raum für die Tiere, sich zu verschlaufen und ungestört zu leben.


Damit die Touristen die Tiere aber zu sehen bekommen, hat man zahlreiche künstliche Wasserlöcher gebaut, die vor allem in der Trockenzeit von den meisten Tierarten genutzt werden. Zentrum des Parks ist eine riesige Salzpfanne, und darum herum gliedern sich Steppe, Buschland, Baumland – für all die verschiedenen Tierarten das jeweils Passende, um sich wohl zu fühlen. Impala-Antilopen trifft man zum Beispiel nur im Buschland an, und dort tummelt sich auch der Leopard – angeblich! Wir haben nie einen gesehen, und unser Guide nervte sich tödlich über jene Touristen, die schnell mal einfliegen und am Vormittag eine Löwenfamilie und am Nachmittag den Leoparden zu Gesicht bekommen. Er erzählte uns von einem Wildhüter, der vier Jahre lang im Etosha seinen Dienst tat und nie einen Leoparden zu Gesicht bekam...


Im Park sind drei grössere Touristenlodges untergebracht, und jede verfügt über ein eigenes Wasserloch. So kann man die Tiere bequem beobachten. Hoch interessant ist das ständige Kommen und Gehen, Tag und Nacht, meist nach Rassen getrennt. Dabei gibt es klar definierte Spielregeln, wer Vorrecht hat. Wenn zum Beispiel die Springböcke am Wasser sind, kommt es oft vor, dass die Oryx-Antilopen sie mit gesenkten Hörnern vom Ufer vertreiben – respekteinflössend! Und wenn die Löwen kommen, nehmen sowieso alle andern einen Sicherheitsabstand ein und beobachten die Katzen ohne ein Auge von ihnen zu lassen. Zuoberst in der Hierarchie stehen die Elefanten, da machen alle Platz, da schleichen sich auch die Löwen davon.


Auch die Menschen am Wasserloch – die Touristen –waren eindrücklich. Geradezu gespenstisch die Szenerie, wie Hunderte von Beobachtern fasziniert da standen, mit Feldstecher oder Kamera bewaffnet, voll konzentriert und mäuschenstill. Wenn mal was gesagt werden musste, dann wurde geflüstert. Es tat richtig gut zu sehen, dass Menschen in der Lage sind, den Tieren Respekt entgegenzubringen. Jahrhunderte lang wurde doch alles zusammengeschossen, was vor die Flinte kam, ohne jede Rücksicht und aus Freude am Töten. Schön, dass heutzutage auch mit «Watching» ein Business zu machen ist. Jüngstes Beispiel siehe Island: Nachdem dort die Regierung beschlossen hatte, den Walfang wieder aufzunehmen, war ein Aufschrei durch die internationalen Medien gegangen, und die isländische Tourismusbranche verzeichnete Einbrüche. Inzwischen hat man den Walfang wieder verboten, und die «Walfänger» machen ihr Geschäft mit Whale-Watching statt mit Whale-Killing. Wer will da noch behaupten, die Menschheit werde immer schlechter?


Der grüne Elefant


Wie schon erwähnt, einen Leoparden bekamen wir nicht zu sehen. Aber dafür ein anderes Läckerli: Einen grünen Elefanten! Grün scheint er zu sein, weil er sich in einem Moor badet, das reich an grünfarbigen Algen ist. Er stand an der Strasse und frass genüsslich Dorn-Akazien. Mit geschlossenen Augen. Und es störte ihn kein bisschen, dass wir ihm aus ein paar Metern Entfernung dabei zuschauten. Nur einmal öffnete er ganz kurz seine übertrieben kleinen Äuglein, guckte zu uns rüber und befand uns für ...ungefährlich. Dann machte er sich wieder über die «Acazia Nebrowni» her, jenen Strauch mit diesen furchtbar harten und langen Stacheln, und stopfte sich Ast um Ast davon in sein zartes rosa schimmerndes Maul. Uns tat schon alles weh vom blossen Zuschauen. Ihm offenbar gar nicht. Die Stacheln schienen ihn absolut nicht zu stören. Aber der Sand am Ast, wohl «wissend», dass das seinen Zähnen schadet. Bevor er ihn knickte, streifte er ihn jedesmal sorgfältig mit dem Rüssel ab...


Fritz Kleisli, Oktober 2007


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