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Reisebericht Petra, Jordanien


Geheimnisvolles in Jordaniens Wüste


Schon mal was von den Nabatäern gehört? Oder von einem Schweizer Forscher namens Johann Ludwig Burckhardt, der Petra, diese mystische und während Jahrhunderten verschollene Wüstenstadt, wieder entdeckte?


Nein? Dann alles schön der Reihe nach...


Petra liegt in der Wüste Jordaniens, auf halben Weg zwischen dem Roten Meer (Golf von Akaba) und dem Toten Meer. Etwa im 4. Jahrhundert v.Chr., also etwa vor 2’300 Jahren, wurde Petra von den Nabatäern erbaut, nein, falsch, denn von «Bauen» in unserem Sinn kann keine Rede sein: Petra wurde nicht gebaut, sondern in den Fels gehauen. Das erklärt zunächst einmal, warum die meisten ihrer Bauwerke so unglaublich gut erhalten sind.


Aber es erklärt noch nicht, wem sie dienten und wozu sie erstellt wurden. Im Vergleich zu den alten Aegyptern oder Griechen waren die Nabatäer nicht besonders mitteilsam, will heissen, sie haben kaum Schriftliches hinterlassen. Das öffnet natürlich den heutigen Touristenführern Tür und Tor, so können sie mal erzählen, das dieses ein Tempel war (vielleicht wars aber auch eine Wohnung) und jenes ein Grab (vielleicht wars aber eine Vorratskammer...?).

Immerhin ist bekannt, dass es sich bei den Nabatäern um einen arabischen Volkstamm handelt, der vermutlich im 5. Jahrhundert v.Chr. aus dem südlichen Teil der arabischen Halbinsel, etwa aus dem heutigen Yemen, kam und sich hier niederliess. Ideal gelegen, rundum geschützt von einer riesigen Bergkette, die sich wie ein Wall um dieses Tal legt, konnten sich die Nabatäer hier im wahrsten Sinne des Wortes eingraben. Sie konnten sich Höhlenwohnungen, Höhlentempel und Höhlengräber erstellen und waren vor Überfällen sicher.


Eintritt nur durch die Schlucht


Der einzige Zugang zu Petra führt durch eine eindrückliche, enge Schlucht, die aus bis zu 70 Meter hohen Felswänden besteht. Die geografische Lage von Petra ist ideal: sie liegt auf einer der wichtigsten Handelsachsen der damaligen Zeit (als es noch keinen Suezkanal gab!): Über Gaza vom Mittelmeer nach Akaba zum Roten Meer. Und die ebenso wichtige Nord-Süd-Achse von Damaskus runter bis Medina auf der Arabischen Halbinsel (heute Saudiarabien).

Die Nabatäer sassen hier wie die Spinne im Netz: Wer immer eine dieser zwei Routen wählte – an Petra kam er nicht vorbei. Die Stadt wuchs und wuchs und wurde reicher und reicher – wohl von den Zöllen und den Dienstleistungen für die Karawanen genauso wie vom blühenden Handel mit Gewürzen, Weihrauch und Silber. Und immer grossartigere Bauwerke wurden in den Fels gehauen...


Klar waren die Nabatäer nicht die ersten Menschen, die dieses Tal bewohnten, es gibt Hinweise, dass es schon vor 9000 Jahren besiedelt war. Aber erst die Nabatäer schafften jene Stadt, die es heute noch zu bewundern gibt. Petra war die Hauptstadt der Nabatäer, ihr Reich erstreckte sich zu ihren Glanzzeiten über das heutige Syrien, Jordanien bis zum Sinai und der Wüste von Negev. Man nimmt an, dass in der Blütezeit vom 1.Jht. v.Chr. bis im 1.Jht. n.Chr. in Petra etwa 30-40’000 Menschen gelebt haben.


Unausweichlich, dass zu dieser Zeit die Römer in Petra einmarschierten und das Szepter übernahmen, was aber nicht zwingend heissen muss, dass es damit den Nabatäern schlechter ging. Erst gegen Ende des siebten Jahrhunderts ging Petra dann unter und versank in der Bedeutungslosigkeit. Zur Zeit der Kreuzritter im 12. Jahrhundert findet die Stadt dann wieder Erwähnung – und danach wird sie vollständig «vergessen»...


Ein Schweizer Forscher «entdeckt» Petra neu


...bis dann im Jahre 1812 Johann Ludwig Burckhardt von einer englischen Firma den Auftrag erhielt, die Transitwege zur arabischen Halbinsel zu erforschen. In Cambridge bekam er eine «Schnellbleiche» in Arabisch, Medizin und Astronomie. Vor allem Astronomie war sehr wichtig, weil er sich erstens in der Wüste orientieren musste und zweitens die Fähigkeit haben sollte, Kartenmaterial zu erstellen.


Weil der junge Burckhardt aber wusste, dass ihn «dort unten» nicht nur eine harte Wüste erwarten würde, sondern auch kriegerische Beduinenstämme, studierte er den Koran, konvertierte zum Islam (er liess sich sogar beschneiden!) und nannte sich fortan Scheich Ibrahim Ibn Abdallah. Wenn ihn jemand nach seinem eigenartigen Schweizer Akzent mit den helvetisch-germanischen Kehllauten befragte, dann gab er das als seine indo-arische Muttersprache aus!


Seine ersten Erfahrungen als Muselmane machte er in Ammann, wo er sich ein paar Monate aufhielt. Dort hörte er dann von der «verlorenen Stadt», die von kriegerischen Beduinenstämmen bewohnt sei, und nichts hielt ihn mehr, diese geheimnisvolle Stadt zu suchen.


Barfuss durch die Bergwüste...


Burckhardt dachte sich eine List aus: Begleitet von einer Ziege machte er sich barfuss (!) auf den Weg und erklärte unterwegs, er sei auf dem Weg nach Aaron, wo er auf dem Berg Hor dem Propheten Mohammed eine Ziege opfern wolle!


Auf diese Weise gelang es ihm, einen Beduinenführer anzuheuern, und so verschaffte er sich schliesslich auch den Zugang zu Petra. Lange konnte er sich dort zwar nicht aufhalten, aber wesentlich war ja, dass er den Beweis erbringen konnte, dass es dieses geheimnisvolle Petra überhaupt gab.


Heute ist Petra eine der grössten Touristenattraktionen überhaupt und zieht Jahr für Jahr Hunderttausende von kulturinteressierten Menschen an. Die unglaublich gut erhaltenen Fels-Bauwerke sind eine echte Sensation. Das Gelände der ehemaligen Hauptstadt der Nabatäer ist so weitläufig, dass man hier mehrere Tage hintereinander immer wieder Neues entdecken und erforschen kann.


Tipp: In den Wintermonaten kann es in dieser zügigen Schlucht unangenehm kalt sein. Warm anziehen heisst die Devise – die Vorstellung, in der «heissen Wüste» zu sein, ist auf jeden Fall falsch...


Fritz Kleisli, November 2003




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