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Reisebericht Südafrikas Pinguine


Einst beinahe ausgerottet, heute
die Touristenattraktion von Boulders


Um 1910 soll es noch über 1.5 Millionen Brillenpinguine am Kap gegeben haben. Man nennt sie auch «African Penguin», weil es die einzige Rasse ist, die auf dem afrikanischen Kontinent brütet. Einmal mehr schaffte es der Mensch, sie beinahe auszurotten. Besonders scharf war man auf ihre Eier, und als man noch herausfand, dass der Guano, ihr Kot, ein hervorragender Dünger war, da zerstörte man mit dessen Abbau auch noch ihre Nistplätze.


1982 kam man auf die Idee, ein Pärchen in der Bucht von Boulders (südlich von Kapstadt an der False Bay) auszusetzen. Man wählte eine geschützte Stelle, die aber trotzdem zum Meer hin offen ist, schliesslich müssen sich die Vögel ja selber ernähren können. Sie bevorzugen Tintenfisch und Sardellen. Offenbar gefiel den beiden die Bucht, sie reproduzierten sich sehr erfolgreich, sodass heute die Kolonie rund 3‘000 Tiere umfasst.


Das Aussetzen der beiden Pinguine hat sich nicht nur für die Tiere gelohnt – auch die Menschen profitieren heute davon, denn Boulders ist eine der grössten Touristenattraktionen des Kaps geworden. Kaum jemand, der diesen putzigen Kerlen keinen Besuch abstattet.


Es gibt zwei Möglichkeiten, die Pinguine zu betrachten. Offizieller Aussichtspunkt ist eine lange Holztreppe mit Terrasse, von wo aus man die Tiere sehr gut beobachten kann, allerdings aus einiger Distanz. Man kann aber auch direkt an den Strand gehen und die süssen und neugierigen Vögel hautnah erleben.


Baden mit den Pinguinen


Sie sind alles andere als menschenscheu und haben sich daran gewöhnt, dass man ihnen wohlgesonnen ist. Viele Einheimische kommen auch zum Baden an die «Pinguin-Bucht», und auch das scheint die Tiere nicht zu stören, sie bewegen sich frisch und frech zwischen den Badetüchern hindurch und zupfen auch schon mal hier und dort an einer Badetasche herum, aus reiner Neugier. Oder dann strecken sie ihre Nase direkt in die Kamera rein, als wollten sie genau wissen, was dahinter steckt.


Die African Penguins mausern im Dezember und kriegen dann ein neues Federkleid, in dieser Zeit fressen sie nichts. Nach dem Mausern gehts raus ins Meer zur Futtersuche, im Januar kehren sie zurück zur Paarung, und das Nisten und Brüten findet von Februar bis August statt.


Seit der Mensch sie nicht mehr verfolgt, müssen sie sich «nur noch» vor Robben (fur seals), Orcas (killer whales) und Haien in Acht nehmen, und an Land sind ihre natürlichen Feinde die grossen Seemöven, die ihre Eier lieben und hie und da auch ein Neugeborenes schnappen.


Bei der Boulders-Kolonie gewinnt man allerdings den Eindruck, dass diese Tiere ein gutes Leben führen können und sich rundum wohl fühlen – und das inmitten ihres einstigen Hauptfeindes, des Menschen.


Fritz Kleisli, Februar 2006



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