Was haben wir diese süssen kleinen Vögel gesucht! Zuerst in Island vor zwei Jahren, dann letztes Jahr in Schottland – und immer waren sie schon weg. Weg? Wohin denn?
Diese Frage konnte uns zuerst niemand beantworten. Schliesslich fanden wir heraus, warum das so ist: Die Puffins leben neun Monate im Jahr auf der offenen See, weit verstreut irgendwo im Nordatlantik, dort, wo das Meer eisig ist und die Stürme brutal sein können. Ein nur 30 cm kleines Vögelchen mitten im riesigen Ozean – unglaublich!
An Land sind die Puffins, die auf deutsch Papageientaucher heissen, nur gerade von April bis Juli. In diesen drei bis vier Monaten wird der Nachwuchs grossgezogen. Die Puffins suchen sich Felsklippen, wo sie ihre Nester bauen können, am liebsten in verlassenen Kaninchenhöhlen. Pro Jahr legt das Weibchen nur gerade ein einziges Ei, das dann 39 Tage lang bebrütet wird. Weitere rund 6 Wochen dauert es dann, bis das von beiden Partnern umsorgte und mit kleinen Heringen gefütterte Küken flügge ist – und wenn es soweit ist, verlässt die gesamte Kolonie ohne eine einzige Ausnahme ihre Felsen und zieht ins offene Meer hinaus, dann allerdings nicht mehr im Verband und weit verstreut. Deshalb sind sie auch schwer zu finden, wenn sie ihre Brutplätze mal verlassen haben.
Puffins gibt es von Labrador bis nach Maine (USA), von Grönland über Island bis nach Nordrussland. Und dann in Schottland (wo wir sie nicht mehr fanden, weil es schon August war...) und eben in Irland, wo wir sie dann endlich antrafen. Genauer:
Auf der kleinen Insel Skellig vor Irlands Südwestküste. Allerdings kommt man auch da nicht immer hin, denn wenn die See stürmisch ist, fährt kein Boot, weil die Landung da draussen oft nur schwer möglich ist. Wir hatten Glück und konnten bei «ruhiger» See rausfahren. Auch so wurde das kleine Boot ganz schön durchgeschaukelt, und man kann sich vorstellen, dass ab Windstärke 5-6 kein Durchkommen mehr ist.
Die Puffins sind grossartige Schwimmer und Taucher. Sie können bei ihrer Jagd auf Kleinfische bis zu einer halben Minute unter Wasser bleiben. Ihre Schnäbel sind mit kleinen Widerhaken versehen, sodass sie – wenn es um die Fütterung des Kükens geht – mit 15, 20 und manchmal noch mehr Fischchen im Schnabel zum Nest fliegen können.
So geschickt sie beim Schwimmen und Tauchen sind, so kurlig schauen sie beim Fliegen aus. Sie verfügen über ziemlich kleine Flügel, was sie in der Luft etwas hektisch aussehen lässt. Um vorwärts zu kommen, müssen sie mit ihre Flügeln pro Minute 400 Mal schlagen, was fast an einen Kolibri erinnert. Ein elegantes Schweben wie bei den Seemöven oder den Albatrossen gibt es bei den Puffins nicht. Aber wenn sie sich mit gesenktem Kopf von den Klippen stürzen, dann ist das schon eindrücklich.
Dass ihre Flügel so klein sind, hat einen guten Grund: Die Puffins brauchen sie unter Wasser zum Schwimmen (das haben wir leider nicht gesehen, nur gelesen...), und die Füsse mit den Schwimmflossen werden nur als Ruder benutzt. Offenbar kommen sie damit gut zurecht – bewundernswert und nicht ganz einfach für einen Vogel, so kleine flinke Fischchen zu fangen!
Geschlechtsreif sind die jungen Puffins erst im Alter von fünf Jahren. In dieser Zeit müssen sie erst mal lernen, in der rauhen See für sich selbst zu sorgen. Erst dann können sie sich daran machen, sich einen Partner zu suchen und eine Familie zu gründen.
Was wohl die Kriterien sind, nach denen ein Partner gesucht und gefunden wird? In unseren Augen sehen alle gleich süss aus... so richtig zum Verlieben!
Fritz Kleisli, Juni 2004