Die Einheimischen nennen ihren Wasserfall seit Jahrhunderten «Mosi-O-Tunya», was übersetzt «Rauch, der aufsteigt» heissen soll. Die moderne Touristik hat das in «donnernden Rauch» uminterpretiert. Beides trifft zu: Die mächtig aufsteigende Gischt wirkt aus der Ferne wie Rauch, und der Fall donnert gewaltig.
Als der Schotte David Livingstone 1855 diese Wasserfälle «entdeckte» – besser wäre wohl die Formulierung: als er von den Einheimischen den Wasserfall gezeigt bekam – war er so beeindruckt, dass er dem Fall den Namen seiner englischen Königin gab: Victoria. Und unter diesem Namen sind die Fälle weltberühmt geworden.
Das Gewaltige an diesem Wasserfall: Er donnert auf einer Breite von 1.7 km runter (!), eine unvorstellbare Wassermenge – im Höchststand rauschen dann pro Sekunde 10‘000 Kubikmeter in die 110 Meter tiefe Schlucht.
Der Victoriafall kennt aber auch ruhigere Zeiten: In der Trockenzeit (ab September) soll es dann ein Rinnsal von 170 m3 Wasser sein. Wir sahen zwar Ende Februar nicht den Höchststand, aber das ist gut so. Denn inzwischen haben wir erfahren, dass man im April, wenn die grosse Flut kommt, nur noch eine Riesengischt sieht, aber den Wasserfall kaum noch. Also Glück gehabt mit unserer Zeitwahl...
Der Sambesi entspringt als winzige Sprudelquelle zwischen Büschen und Bäumen im nordwestlichen Zipfel von Zambia und endet nach 3‘540 km als gewaltiger Strom an der Küste von Mozambique.
Dazwischen hat er Kontakt mit Angola, Namibia und Zimbabwe genommen.
Bis 1855 hatte man noch gehofft, den Sambesi schiffbar zu machen und so die für die englische Kolonialisierung wichtige Region verbinden zu können. Doch nach der Entdeckung der Victoriafälle war diese Hoffnung definitiv gestorben und der Wasserfall eher ein Ärgernis.
Wer hätte damals ahnen können, dass dieses «Ärgernis» zu einer der grössten Touristenattraktionen der Welt werden sollte, die beträchtliche Einnahmen für Zambia und Zimbabwe generiert und so für beide Länder zum Wirtschaftsfaktor geworden ist.
Fritz Kleisli, März 2008
Blick von Zimbabwe aus auf den 1.7 km breiten Wasserfall, dessen Felswand auf Boden von Zambia steht.
In der Mitte der Brücke ist die Grenze zwischen Zimbabwe (links) und Zambia.